Freitag, 18. März 2016

Von Primzahlen, Algorythmen und einer wirklich guten Schmerztherapie



Hallo, hier ein paar Neuigkeiten aus der Welt der eingeschränkten Bewegungsfreiheit, untermalt von ein paar hübschen Bildchen von all den Dingen, die ich seit mittlerweile fast drei Wochen nicht tun kann, am See spazieren (könnte ich, dafür braucht man nämlich keine Arme, aber ein Auto, um hinzukommen und ich kann nicht Auto fahren mit zwei kaputten Armen), Radfahren (kein Kommentar), durch wogende Sommerwiesen streifen (die gibts zur Zeit einfach nicht), kochen (ok, eingeschränkt möglich), Tiere besuchen (außerhalb des zu-Fuß-Radius); das Haus mit Blumen schmücken (deswegen nur die halb verwelkten geschenkten Rosen von letzter Woche im Hintergrund), herzallerliebste neue Hausmitbewohner aus Pappmaché formen (ich bin so verliebt in die Pappmachémaus, die Tochter Klein aus dem Werkunterricht mitgebracht hat, und die macht auch gar keinen Dreck). Ihr merkt schon, ich bin ein wenig zerknirscht, aber es ist einfach unendlich nervtötend, wenn man fast nichts machen kann, selbst das Tippen verursacht Schmerzen.

Aber halt, so schlimm ist es gar nicht, die Schmerzen sind nämlich schon wesentlich besser, und das habe ich nicht so sehr dem Massenkonsum von Schmerzmitteln zu verdanken, sondern einer wunderbaren Heilmethode namens Microkinesi (das wird wirklich so geschrieben, ohne ie am Ende), die ich euch natürlich auf keinen Fall vorenthalten will. Grob ausgedrückt geht es dabei darum, im Körper Stellen aufzuspüren, die nach Verletzungen blockiert sind und die dann gelöst werden. Das funktioniert mit ganz leichten Berührungen und tut gar nicht weh, die Wirkung ist aber enorm. Eine befreundete Krankengymnastin behandelt schon seit vielen Jahren nach der Methode. Als sie mir das erste Mal davon erzählte, hielt ich das Ganze eher für Hokuspokus, es hatte mir einfach einen zu großen Handauflege- und Esoterik-Touch. Da ich meine Freundin aber für eine fähige Therapeutin halte, habe ich sie bei einer Prellung doch mal behandeln lassen und bin seitdem restlos überzeugt. Googelt einfach mal und lasst euch nicht abschrecken vom leicht esoterischen Touch vieler Seiten zum Thema, es hilft wirklich!






Außerdem hatte ich ausnahmsweise mal richtig viel Zeit, um die Zeitung von Anfang bis Ende durchzulesen, ich habe nämlich immer noch eine ganz normale Zeitung aus Papier abonniert, jawoll. Leider ist das ja zur Zeit nicht unbedingt die helle Freude, aber da ich momentan wirklich Zeit habe, konnte ich mich auch mit ungeheuer erkenntnisreichen Artikeln aus der Welt der Primzahlenforschung vom traurigen Weltgeschehen ablenken. Da haben doch tatsächlich Mathematiker erforscht, mit wie hoher Wahrscheinlichkeit eine Primzahl mit den Zahlen 1, 3, 7 oder 9 endet. Markerschütternde Erkenntnis: die Wahrscheinlichkeit liegt nicht bei 25%, sondern ist ganz unterschiedlich verteilt! Ich muss sagen, mein Weltbild ist nach dieser Nachricht aus den Fugen.

Spaß beiseite, ich hatte einfach Zeit, mich mit den seltsamsten Dingen zu beschäftigen und war doch ziemlich geplättet, was man nicht alles aus der Zeitung erfahren kann. Sehr interessant fand ich auch, dass das Lieblingswort deutscher Journalisten momentan offensichtlich 'Algorythmus' ist, ohne die läuft ja bekanntlich gar nichts mehr und jedes Geschreibsel hört sich gleich viel wichtiger an. Der Algorythmus meiner Laufapp stieß die letzten beiden Wochen allerdings eindeutig an seine Grenzen. Wie ich euch hier vor Kurzem schon berichtet habe, habe ich mir eine dieser schlauen Laufapps aufs Handy geladen, die mir ständig unaufgefordert irgendwelche Durchhalteparolen schickt. Wenn ich 15km gelaufen bin (jetzt gebe ich echt an, aber 14 hatte ich tatsächlich mal. Einmal.) kommt so eine grinsende Daumen hoch-Nachricht, wenn ich es geschafft habe, an drei aufeinanderfolgenden Tagen zu laufen, bekomme ich ein Klasse! Weiter so! und am Ende der Woche kommt immer eine Zusammenfassung mit Huldigung meiner Laufleistung. Verletzungsbedingte Pausen scheint der Algorythmus (ha!) nicht zu kennen, momentan bekomme ich ständig nur ein: Sport ist doch so wichtig. Hast du wirklich nicht eine Minute Zeit gefunden? Doch, liebe Laufapp, Zeit hätte ich momentan ohne Ende, also lass dir bitte mal noch ein paar andere Botschaften einprogrammieren, sonst werf ich dich nämlich weg.








So, nun konnte ich euch doch von einigen Dingen erzählen, die ihr eigentlich noch nie wissen wolltet, aber so gehen sie halt momentan dahin, meine Tage.
Und jetzt ist es endlich warm geworden und die Sonne scheint, also geh ich mal eine Runde spazieren. Vorher muss ich es nur noch irgendwie schaffen, in meine Jacke zu kommen. Ach ja, so hat jeder sein Päcklein zu tragen.

xxx

Karin



Montag, 14. März 2016

Autsch und gar nicht Aua: Schwarzweissblick



Oje, ich entwickle mich zur Zeit wirklich zur unstetsten Bloggerin ever, aber es gibt mal wieder einen handfesten Grund. Und wenn ich handfest schreibe, meine ich auch handfest, ich habe es nämlich wirklich geschafft, mir beide Arme gleichzeitig zu verletzen, schlimmer gehts nimmer.

Eigentlich wollte ich nur ein paar Leute mit meiner unglaublichen Sportlichkeit beeindrucken und bin dabei im wahrsten Sinne des Wortes auf die Fresse gefallen. Und nicht nur auf die Fresse, sondern so richtig dicke auf beide Arme. Aber, Glück im Unglück, ich hab mir nichts gebrochen, nichts ist gerissen, ich habe nur Zerrungen und Prellungen ohne Ende und ein paar Tage lang ausgesehen wie frisch aus einer Schlägerei gekommen. Eins muss ich allerdings sagen: Gleich zwei kaputte Arme sind wirklich Höchststrafe. Da ich doch noch ein wenig Restwürde bewahren wollte, bestand ich darauf, mich selbst an- und auszuziehen und auch sonst möglichst wenig bedienen zu lassen, was täglich zu die Familie aufs Köstlichste erheiternden Slapsticknummern führte.








Außerdem wurmt mich, dass ich deswegen die letzten Male nicht am seit Kurzem von Frauke ins Leben gerufenen Schwarzweiß-Montag teilnehmen konnte. Solche Aktionen lassen mein Fotografinnen-Herz natürlich höher schlagen und ich habe gleich mein Archiv auf Schwarzweiß-taugliche Bilder durchsucht. Und da selbst ich altes Wintertier mich langsam nach ein paar warmen Sonnentagen sehne, ist mir als erstes eine meiner ganz großen Lieblingsreihen in die Hände gefallen, die Kettenkarussell-Bilder, die ich letztes Jahr auf der ersten Auer Dult im Jahr geschossen habe.

Für alle Nichtmünchner: die Auer Dult findet dreimal im Jahr rund um die Mariahilfkirche statt, auf einer Seite der Kirche ein unglaublich schöner Trödel- und Geschirrmarkt, auf der anderen Seite ein herrlich altmodischer Jahrmarkt mit Mini-Riesenrad was für ein netter Widerspruch in sich, Kasperltheater, Schiffsschaukel und eben Kettenkarussell. Ich mag diesen kleinen Jahrmarkt viel lieber als die Wiesn und gehe bei jeder Dult zumindest einmal kurz durch die Trödelgassen.

Letztes Jahr war ich an einem der ersten warmen Tage mit Tochter Klein und einer Freundin, die noch nie dort war, auf der Frühjahrsdult. Wir hatten uns erst recht spät entschlossen, noch hinzugehen und waren da, kurz bevor die Fahrgeschäfte schließen. Die Sonne stand schon niedrig, die meisten Leute waren schon gegangen und die Kettenkarussell-Chips kosteten nur noch einen Euro pro Fahrt. Irgendwie ging die wunderbare gelöste Strandstimmung auch auf die Karussellbetreiber über und sie spielten statt der üblichen Kirmesmusik sanften Bossa Nova. Hach, das war so einer dieser kurzen perfekten Momente.







Das zweite Bild habe ich gerade erst vor kurzem beim Joggen gemacht, auch so ein Tag, an dem wider Erwarten doch noch die Sonne rauskam, all das triste Braungrau und selbst die vertrockneten alten Grasruinen vom Vorjahr plötzlich strahlten und in mir beim Laufen so eine kleine Glückskugel zersprang.

Kennt ihr sie auch, diese eigentlich völlig nichtigen Momente, in denen sich plötzlich alles von ganz normal in Magie umwandelt und man den restlichen Tag vor Glück bersten könnte? Wann hattet ihr das letzte Mal so einen Moment?

xxx

Karin




Und nun wandern meine Bilder natürlich zu Frauke, deren kleiner feiner Blog zu meinen ganz großen Lieblingen gehört