Samstag, 20. Juni 2015

Samstagsallerlei oder: was ist für dich Kultur? #KultDef


Dieser Tage war ich mit meiner Freundin Petra unterwegs, um ein paar Bilder für ihr bezauberndes Baby-Accessoire-Label Mille Marille zu machen.

Da wir einen urbanen Hintergrund haben wollten, machten wir einen ausgedehnten Spaziergang durch Haidhausen, eines meiner großen Leib- und Magen-Viertel in München. Und da ich die vielen Bilder, die ich nebenher gemacht habe, nicht verkommen lassen wollte, nehme ich euch einfach kurz mit.






Da ich jetzt gar nicht weiter weiß, was ich über unseren Spaziergang schreiben soll - Haidhausen wird auch das französische Viertel genannt, alle Straßen sind hier nach Städten in Frankreich benannt, dieselben Straßenlaternen wie in Paris, ehemaliges Glasscherbenviertel welches Viertel war das eigentlich mal nicht? usw usw usw, schreibe ich lieber über ein Thema, über das ich heute zufällig bei Astrid gestolpert bin, nämlich die Frage: Was ist für dich Kultur? Diese Frage stellt diesen Monat Tanja Praske  und nach kurzem Reinlesen in die bisher verlinkten Beiträge habe ich schon gesehen, dass es hier viel um den Begriff der Hochkultur geht und ich da eigentlich herzlich wenig zu suchen habe.

Für mich fängt der Kulturbegriff eigentlich schon viel weiter unten an und gerade merke ich, dass die Bilder von meinem Spaziergang vielleicht sogar ganz gut zum Thema passen.






Kultur fängt in meinen Augen schon im menschlichen Miteinander an, bei der Frage, wie man mit seinen Mitmenschen umgeht, und ja, auch mit Toleranz. Grüße ich den Nachbarn aus dem dritten Stock, obwohl er nicht der sympatischste aller Zeitgenossen ist? Mecker ich sofort los, wenn die Kassiererin im Supermarkt schusselig und nicht die Schnellste ist? Trage ich einer alten Frau mal die Taschen, mache ich einer Hochschwangeren in der U-Bahn den Sitzplatz frei?

Äh, halt, die spricht doch gerade von gutem Benehmen, was hat das denn mit Kultur zu tun? Sehr viel, finde ich, überlegt mal, miesepetrige Dauernörgler bezeichnet nicht ganz umsonst als kulturlos. Und man geht ja wohl eindeutig glücklicher durchs Leben, wenn man nicht ständig in allem nur das Schlechte sucht und sich eben, genau, kultiviert verhält.






Oder Essen, da gibt es auch nicht ganz umsonst den Begriff der Esskultur. Stimmt ja auch, denn wovon zehre ich länger, vom schönen Abendessen mit Freunden und guten Gesprächen oder vom eilig im Stehen am Kühlschrank reingeschaufelten Mampf, schnell mal die Alufolie über der kalten Lasagne von Gestern halb zur Seite gezogen und mit den Fingern reingefasst? Zugegeben, es macht mir gerade mehr Spaß, vorm inneren Auge das Kühlschrankbild entstehen zu lassen, aber unterm Strich hatte ich in meinem Leben mehr gute Gespräche bei Koch- und Essenstreffen mit Freunden als alleine mit meinem Kühlschrank, der sagt nämlich einfach nix, der verstockte Kerl.






Und Kultur bedeutet für mich, sich einfach mal dem Augenblick hingeben zu können, und da haben wir dann doch die Verbindung zur Hochkultur. Ich kann mich im Kleinen dem Augenblick hingeben, indem ich es einfach genieße, der Tochter Klein beim Blumenpflücken zuzusehen. Mich in eine Wiese legen und einfach spüren, wie der Wind um die Nase streift. Beim Pausenkaffee auf der Bank hinterm Haus kurz mal die Augen zu machen und das Draußen ausblenden.

Gehe ich dann ins Konzert, mache ich es einfach genauso, ich genieße die Musik und gehe nicht nebenher im Kopf schon meine to-do-Liste für Morgen durch.




Jetzt bin ich aber ganz schön abgeschweift bei meinem kleinen Samstagsspaziergang. Es ist schon interessant, was einem alles an Gedanken kommt, wenn man mal anfängt, sich zu überlegen, was Kultur eigentlich ist. Wie sieht es bei euch aus, bedeutet für euch Kultur nur Oper, Museum, Theater und Ähnliches oder seht ihr auch im Alltag eine Menge Kultur?

xxx

Karin




Für alle, die unseren kleinen Spaziergang mal nachspazieren wollen: Unsere Runde ging vom Pariser Platz durch die Pariser Straße zum Bordeauxplatz. Von dort durch die Wörthstraße in die Preysingstraße, wo es es zwischen den Häusern einen kleinen Durchgang zum Johannisplatz gibt. Durch die Chorherrstraße zum Wiener Platz und über Steinstraße und Preysingstraße zurück zur Wörthstraße. Dort rechts in die Comeniusstraße, gleich wieder links in die Sedanstraße und rechts durch die Metzstraße zum Weißenburger Platz, durch die Weißenburger Straße zurück zum Pariser Platz. Hört sich kompliziert an, ist aber mit Stadtplan oder GPS einer der schönsten Stadtspaziergänge in München.

Die Lokalitäten und Läden, in denen wir fotografiert haben, sind das Café Fortuna in der Metzstraße, die Kaffeeküche in der Weißenburger Straße, das Kochhaus in der Weißenburger Straße und das Fresh House in der Pariser Straße. Danke nochmal, dass wir dort fotografieren durften!

15 Kommentare:

  1. Hinreißende Fotos, sehr "geerdete" Gedanken, daher ein ganz toller Beitrag. Danke!
    Bon week-end!
    Astrid

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    1. Du solltest deinen Post übrigens Tanja im Kommentar mitteilen, damit sie ihn verlinkt.*****

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  2. In der Tat ganz schön philisophisch für einen Samstagsspaziergang, liebe Karin!
    Die Bilder sind, wie Astrid schon sagt, hinreißend, dein Text mitreißend. Du hast mich gerade zum Nachdenken angeregt, merci.
    Du hast recht, dass Kultur tatsächlich schon im Kleinen anfängt. Damit, dass Menschen sich ganz einfach kultiviert benehmen. Ich bin ein Kulturbanause, wenn es um Kunst geht. Davon verstehe ich absolut gar nichts, kann oftmals Begeisterung gar nicht nachvollziehen. Aber Konzerte genieße ich auch ohne Gedanken an Dinge, die noch anstehen. Bitte und Danke, Tür aufhalten oder Platz anbieten sind auch mir eine Selbstverstädnlichkeit.
    Ich glaube, ich kann mich deiner Beschreibung von Kultur gut anschließen!

    Hab' einen entspannteren Samstagabend als den arbeitsreichen Tag & genieß' den Sonntag!

    Liebe Grüße ... Frauke

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  3. Ganz ehrlich liebe Karin?
    Schon Deine Bilder sind für mich Kunst und damit Kultur!
    Während ich mich bemühe schöne Bilder zu knipsen, fotografierst Du mit sicherem Auge.
    Was Du in Deinem Post geschrieben hast spricht mir aus dem Herzen,
    aber auch das hätte ich nie so aufschreiben können.
    Nur finde ich das leider gerade dieses menschliche Miteinander immer weniger wird,
    Vielen Dank für den Spaziergang durch Haidhausen.
    Liebe Grüße, Kerstin

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  4. Unbedingt fängt Kultur schon im Kleinen an, wäre das nicht so wäre ich wahscheinlich ohne, denn ich gehe kaum ins Theater, Konzert etc.... da habe ich einfach mehr Spaß in meinem Garten, im Cafe mit Freunden oder einfach an Kleinigkeiten wie du sie eben auch beschreibst... ich bin halt Kulturbanause ;)) und ich finde es zB einfach erhebender Straßenmusik, gerne auch klassisch zu hören, als in der Oper... sorry... München hat da tolle Beispiele an klassischen Interpreten in der Fußgängerzone. Ich erinnere mich da an einen Pianisten, der seinen Flügel mittendrin aufgebaut hatte, sensationell! ♥ Da könnte ich dann stundenlang zuhören und das Treiben um mich herum, herrlich....
    Tolle Bilder hast du uns zudem mitgebracht liebe Karin, wunderschön♥
    Liebste Grüße und ein tolles Weekend
    Christel

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  5. Deine Kultur gefällt mir ausnehmend gut und würden sich unsere Mitmenschen schon mal "NUR" dieser bedienen, wäre das MITEINANDER sicher entspannter!
    Deine Fotos sind auch wundervoll....so voller Alltag und doch so leicht ♥
    Liebe Grüße
    Birgit

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  6. Ich bin schon bei Astrid über dieses Thema gestolpert. Ich sollte mir wohl auch Gedanken machen. Deine Ansätze finde ich schon bemerkenswert. Kultur beginnt nicht erst in der Oper.
    Ich werde mal in mich gehen...
    Liebe Grüße
    Andrea

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  7. Liebe Karin, Kultur findet definitiv auch im Alltag statt, das seh ich ähnlich wie Du.
    Dein Spaziergang durch Haidhausen hat mir gut gefallen. Ich mag dieses Viertel mit seinem Charme besonders gern.
    Als Stöpsel Baby war bin ich oft in die Ubahn ab zum Max Weber Platz und dann mit Kinderwagen stundenlang dort spazieren gewesen.
    Ganz liebe Grüße
    Lina

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  8. Dein Spaziergang war wundervoll...und deine Gedanken zum Thema Kultur sehr schön zu lesen! LG Lotta.

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  9. Deine Fotos und Dein Text sind wundervoll und berühren meine Seele.. alleine das ist schon für mich Kultur und Kunst. Ich stimme Dir von Herzen zu, Karin. Kultur trifft man im Alltag.. kultur, kultiviert, miteinander. Herzlichst, Nicole

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  10. Liebe Karin,

    bin ich froh, dass du dich von Astrid zur Teilnahme an #KultDef hast überreden lassen - wunderbare Fotos und tiefgründige Gedanken. Mir ging es um den individuellen Kulturbegriff, ich habe gehofft, dass der vielfältig wird und ich meinte nicht nur Hochkultur. Einige Beiträge in der Blogparade gehen einen ähnlichen, doch anderen Weg. Kultur ist für mich allumfassend, im Kleinen wie im Großen.

    Auch eine Blogparade gehört dazu: die Kultur des Vernetzens. Dank Astrids Beitrag hast du bei mir geschaut, dank ihrer Überredung hast du mitgemacht und deshalb kenne ich nun dein Blog und er gefällt mir sehr!
    Ich muss mir auch mal unbedingt eine bessere Kamera zulegen. Deine einfühlsamen Bilder machen mir Lust, auch bessere Fotos zu schießen.

    Merci für dein Kulturverständni - #Ilike!

    Herzlich,
    Tanja

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    1. Liebe Tanja,
      da bin ich ja beruhigt, dass ich bei dir nicht komplett aus dem Rahmen falle. Im Grunde hätte ich seitenweise zum Thema schreiben können, es ist ja nicht so, dass ich kulturell uninteressiert bin. Ich fand nur, dass man sich mal bewusst machen sollte, dass Kultur wirklich schon im Kleinen anfängt.
      Den Blognamen würde ich übrigens so nicht mehr wählen, das ist einfach der Name des kleinen Kinderkleiderlabels, das ich nebenher betreibe. Wenn du öfter bei mir liest, wirst du feststellen, dass ich weder besonders Tausendschön noch großartig Rosenrot bin, aber jetzt wird er auch nicht mehr geändert, der Name. Danke für das nette Kompliment für meine Fotos, allerdings muss ich dir auch einen großen Dank zurückgeben, ohne deine Blogparade wäre ich nicht auf die vielen tollen Beiträge zum Thema gestoßen.
      Herzlichst,
      Karin

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  11. Ein toller Beitrag, der mich heute sicherlich immer wieder beschäftigen wird. Danke dafür.
    Herzlichst Ulla

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  12. Liebe Karin,
    auch dieser Beitrag hat mich gerade gefesselt.
    Sehr schön hast Du zum Thema Kultur gesprochen und Dir Gedanken gemacht. Ich bin einer Meinung mit Dir - Kultur fängt schon im Kleinen an.
    Liebe Grüße
    ANi

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