Dienstag, 25. November 2014

Nicht für die Schule...


Normalerweise gehe ich nicht so öffentlich auf Kommentare zu meinen Posts ein, aber der Kommentar von Claudia von Claudias rosige Zeiten (nebenher: Reinschauen! Eintragen!) zu meinem letzten Post hat mit wenigen Worten ein Thema angesprochen, dass auch mich immer wieder zum Hochkochen bringt. Als Mutter von drei Kindern, die altersmäßig ziemlich weit auseinander liegen, konnte ich ganz gut beobachten, wie rasant sich das Thema frühkindliche Förderung in den letzten Jahren gewandelt hat - meiner Meinung nach zu Ungunsten der Kinder.






Als mein Ältester vor 13 Jahren in die erste Klasse kam, waren die hysterisch fördernden Mütter noch eindeutig in der Minderheit, denn es sind zumindest in Kindergarten und Grundschule eindeutig die Mütter, die überfördern und -fordern, nicht die Lehrer oder Erzieher. Als vor zwei Monaten meine Jüngste in die Schule kam, konnte die Hälfte der Klasse schon lesen und schreiben, und angeblich hat er/sie sich das alles selbst beigebracht, Mama konnte den wißbegierigen Sprößling überhaupt nicht mehr bremsen und hat gaaar nicht dazu geholfen, kein bisschen, ehrlich.

Vielleicht habe ich ja drei kreuzdoofe Kinder zur Welt gebracht, sie waren zwar alle schon am Ende der Kindergartenzeit an Buchstaben und Wörtern interessiert, wollten vieles schon schreiben können, aber ernsthaft Bücher selbst lesen? Nein, da war es doch viel gemütlicher, sich an Mama zu kuscheln und vorlesen zu lassen. Und ich hab's gemacht und, jawohl, genossen und keinerlei Gedanken an verpasste Chancen oder mangelnde Wettbewerbsfähigkeit im späteren Leben verschwendet.






Als meine Jüngste noch in der Krippe war (zur Erinnerung: da sind Kinder im Windelalter, also bis ca. zum dritten Geburtstag), wurde ein Junge in vorauseilendem Gehorsam in einen der beliebten Early-English-Kurse geschickt. Meine lebhafteste Erinnerung an den Erfolg des Kurses war die stolz vorgetragene Feststellung des Kleinen, dass er ja schon Englisch kann, Lila heißt Popel (purple, ich musste auch kurz nachdenken). Ich hab mich kaputt gelacht, Mama war's peinlich und komischerweise wurde nie wieder über den ach so tollen Kurs gesprochen. Nebenher: Ich habe diesen Jungen fast nie ausgelassen und fröhlich gesehen.

Und als Tochter Klein im Kinderballett war, sollten die Mädchen mit vier Jahren eine Ballettprüfung ablegen. Da ich es reichlich hirnrissig fand, Vierjährige zu einer Prüfung antreten zu lassen und noch dazu meine Großen zu der Zeit eine Prüfung nach der anderen hatten (Grundwissenstest, Jahrgangsstufenvergleichstest, Pisa, Mathematikkompetenztest, dazu kommen noch die regulären Exen und Schulaufgaben, hat noch jemand Kinder an bayrischen Gymnasien?), reagierte ich etwas allergisch und meldete Tochter Klein von der Prüfung ab. Verteidigen musste ich mich gegenüber den anderen Müttern, die Ballettlehrerin sah's ganz gelassen.




In diesem Klima des Dauerförderns ist es manchmal ziemlich schwer, ein Kind unbeschwert groß werden zu lassen und vor allem selbst locker zu bleiben. Es geht sehr schnell, sich zwischen all den Supermamas als schlechte Mutter zu fühlen, die dem Kind viele Chancen nimmt. Sehr dankbar bin ich bis heute dem wunderbaren Kindergarten, den meine Jüngste besuchen durfte, wo die Kinder einfach Kinder sein durften und lieber in den Wald gegangen wurde als die Mathekompetenz zu fördern. Und auch mit der Lehrerin hatten wir großes Glück, die alles lieber kindgerecht angeht und nicht schon jetzt aufs Einserabitur hinpaukt.

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Post schreiben soll, da ich ja aus eigener Erfahrung weiß, wie unterschiedlich die Meinungen zu diesem Thema sind. Aber auch hier in der Bloggerwelt ist nicht alles eitel Sonnenschein und es würde mich ehrlich interessieren, wie ihr zu dem Thema steht. Sorry, dass ich heute nur die Mütter anspreche, aber engagierte Tanten und Großmütter sind natürlich auch gefragt.





Und wir werden dem Christkind übrigens eiskalt den Wunschzettel mit dem Schtofthund hinlegen, er wird hoffentlich nicht mit Rotstift korrigiert zurück kommen....

xxx

Karin


24 Kommentare:

  1. Als Nichtmutter finde ich das Thema trotzdem äußerst interessant, weil es ja ein Schlaglicht auf gesellschaftliche Entwicklungen wirft, die mir äußerst bedenklich erscheinen. Ich habe mich schon immer mal wieder gefragt, woher dieser mütterliche (auch väterliche?) Ehrgeiz kommt und warum diese Art von Konkurrenz und Wettbewerb dermaßen und so früh durchgezogen wird. UND ich bewundere alle Mütter, die es schaffen, auf ihre inneren Instinkte zu vertrauen und sich und ihre Kinder diesem Wahnsinn entziehen, chapeau, chapeau, chapeau!
    Wie sollen Kinder etwas Neues in die Welt bringen, wenn sie mit altem Wissen vollgestopft werden, dass dann später für eine gute Bewertung nur noch "ausgekotzt" wird (Habe mal gelesen, dass einige Bachelor-Studenten von Bulimie-Lernen reden!)
    Ein wenig echhauffiert aber dennoch herzlichst Petra (Und ja, ich finde es gut, dass du diesen Post geschreiben hast!)

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  2. Liebe Karin,
    da sprichst Du mir wirklich aus der Seele, ich sehe es (mal wieder???) ganz ähnlich wie Du. Ich hab neulich ja auch einen nicht ganz unähnlichen Post dazu verfasst, wobei es dabei auch eher darum geht, dass wenn man was mit den Kindern macht, dass man als Mutter dabei ganz schön unter Druck in Stress gerät, gerade dann wenn man berufstätig ist. F. spielt zwar Fußball, Handball und geht seit Neuestem in den Schwimmkurs (eines der wenigen Dinge, wo ich mir einfach denke, dass man es tun muss), aber all das ist ohne Leistungsdruck. Den Sport will er machen und den braucht er auch, weil er einfach einen enormen Bewegungsdrang hat. Wenn er mal nicht hin kann, ist er den ganzen Tag über schlecht gelaunt und am Ende haben wir dann beide nix von *lach*

    Zu allem was mit Leistung etc. zu tun hat, hab ich die gleiche Meinung wie Du. Auch ich kenne Eltern, die mir erzählen, dass Ihr Sprössling von gaaaaanz alleine das Schreiben und Lesen gelernt hat (ist klar!) und so waaaaaaahnsinnig intelligent ist. Neulich hat auch ein Mädchen in F.'s Alter zur mir gesagt: "Ich würde ja wieder gerne mal zu Euch zum Spielen kommen, aber weißt Du, das geht leider nicht, ich hab ja immer so viele Termine"

    Das sagt genau in dem Ton ein Mädchen zu mir, das gerade mal 5 Jahre alt ist. Ich war entsprechend geschockt. Das ist übrigens eines dieser Kinder, das ein solch von Dir beschriebener Englischkurs schon seit 2 Jahren besucht. Musikschule, Balett und was weiß ich nicht noch alles. Dafür könnt ich mein ganzes Geld dafür verwetten, das man mit diesem Kind noch nie im Wald war. Nicht mal bei den vom Kindergarten regelmäßig angebotenen Waldtagen geht dieses Kind mit. Bis heute frage ich mich auch immer, warum das immer nur die gleichen paar Kinder sind, die in die Liste eingetragen werden, wo es doch so eine tolle Sache ist und die dort auch wirklich immer total schöne Sachen machen.

    Ich hoffe, man konnte aus meinem neulich geschriebenen Post herauslesen, dass ich das eher für bedenklich halte, anstatt dass mein kleiner Mann einen Solchen (Englisch-)Kurs auch besucht. Den Kommentaren zufolge hab ich mir nämlich eher gedacht, dass man mich da vielleicht falsch verstanden hat. :-)

    Also liebe Karin, mach Dir keinen Kopf - ich finde, Du machst alles richtig!!!!!

    Sei tausendfach lieb gegrüßt
    Pamy

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    1. Liebe Pamy,
      oje, ich habe Deinen Post letzte Woche gar nicht mitbekommen- aus den von Dir genannten Gründen, und da ich Dich ja mittlerweile auch zu meinen Freundinnen im echten Leben zählen kann, ist mir das echt peinlich. Jetzt habe ich ihn aber gerade gelesen und Du sprichst mir sooo aus der Seele, aber dass wir da gleich ticken, wissen wir ja sowieso. Ich hoffe bloss, Du denkst jetzt nicht, ich hätte bei Dir abgeschrieben, aber anscheinend treiben uns momentan die selben Gedanken um.
      Ich hoffe, wir können uns bald mal wieder sehen, und das ist nach unseren beiden Posts nicht zynisch gemeint.
      Dicke Umarmung, Karin

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  3. Liebe Karin,
    wir haben zwar keine Kinder, aber ich weiß noch von meiner Zeit als ich Nachhilfe erteilt habe wie sehr die Kinder unter Leistungsdruck stehen. Und ich merke es auch bei meiner Nichte! Ein Termin nach dem anderen und nur lernen für die nächste Prüfung. Irgendwie bleibt da die Kreativität, die jedes Kind von Natur aus besitzt, auf der Strecke! Schade, dass Kinder keine Zeit mehr haben zum Träumen...
    Übrigens, das Foto mit den Bäumen im Nebel ist soooo schön :)
    Ganz liebe Grüße an Dich,
    Duni

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  4. Du weißt, dass du mich damit natürlich herausforderst, als Mutter, Großmutter und Lehrerin....;-)
    Und jetzt fall ich mal total aus der Rolle und schreibe, was ich sonst nur denke:
    Das, was da momentan als "Bildung" verkauft wird, finde ich zum Kotzen!

    Es ist nur zweckdienliche Optimierung, was da abläuft, und mein Eindruck ist, dass die Mütter sich nur von ihrem schlechten Gewissen frei kaufen, weil sie mit sich selbst noch lange nicht im Reinen sind mit ihrer Berufstätigkeit.
    Und die Bildungspolitiker verschleiern damit nur, dass ihnen unsere Kinder in Wirklichkeit schietegal sind. ( Es sind nicht nur die Mütter!!!)

    Ich könnte manchmal nur heulen, wenn ich das alles sehe:
    Da werden Lehrerinnen, die fast 40 Jahre Erfahrung mit den vielfältigsten Problemen haben, auch mit Flüchtlingskindern, Praxisgespräche aufgedrückt ( ist billiger, als einen weiteren Lehrer einzustellen ), das sollen Lehrerinnen "offene Konzepte" für Autisten erstellen ( äh? Wissen die nicht, was Autismus ausmacht? ) und die Erzieherinnen müssen dauernd dokumentieren & Entwicklungsgespräche führen statt mit den Kindern zu spielen, zu basteln, zu singen...

    Was das alles ist: Showgeschäft, Schaumschlägerei, denn es soll demonstriert werden: Wir tun doch was für den angeblich so wichtigen, wertvollen Nachwuchs. Ist aber genauso nachhaltig wie der Gewinn des Titels "Deutschlands Superstar" oder "Topmodell"...

    Manchmal frage ich mich auch, ob uns die Kinder & Jugendlichen uns unseren lieblosen Umgang mit ihnen einfach um die Ohren hauen, z.B.wenn ich mit der Bahn fahre und sämtliche Jugendliche sitzen, smartphonabhängig, und sämtliche alte Damen mit Rollator oder hochbepackt dürfen stehen....

    Sorry, Karin, dass ich mich jetzt so in Rage geschrieben habe...

    Das mit dem Lesenlernen vor der Schule ist übrigens nicht in jedem Fall dem Ehrgeiz der Mütter geschuldet. In unserer Familie kommt das immer wieder vor, meist aus Orientierung an den älteren Geschwistern, die gerade in die Schule gekommen sind ( das war schon 1961 bei meinem Bruder der Fall, meine Mutter hätte dafür keine Zeit gehabt ). Manche Kinder fühlen sich angezogen von Buchstaben und zahlen. Und die würde ich dann auch lassen. Das Vorlesen aber nicht.

    So, jetzt näh ich aber noch was, damit ich wieder ins Gleichgewicht komme ;-)

    Herzlichst
    Astrid

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    1. Astrid, da bleibt nicht mehr viel zu sagen, es reicht, Dir zuzustimmen :-)
      Das Nähen hat hoffentlich geholfen?

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  5. Ich habe gerade den Kommentar von Astrid gelesen und bin begeistert. Astrid, du sprichst mir aus der Seele.
    Ich bin Mutter von 2 Mädchen und hab mich, glaube ich, aus diesem ganzen Förderwahnsinn rausziehen können. Durfte mir aber auch genügend freundliche Kommentare deswegen anhören ;-) Förderung und Anforderung an die Kinder ist auf der einen Seite gut und wichtig (leider gibt es zu viele die nicht in diesen Genuss kommen), aber wann und wo sollen die Kinder den Kinder sein dürfen? Wenn der gesamte Tag geplant und durchstrukturiert ist, wo bleibt denn da noch Platz für Kreativität, Spaß und auch Langeweile? Aus mir ist auch was geworden und ich hab nach der Schule Zeit zum spielen gehabt, bin zum Sport gegangen und hab meine Zeit draußen mit Freunden und der Familie verbracht. Ohne das jede Minute meiner Zeit verplant war. Meine Mädels haben mittlerweile auch ihren Schultag bis 16.00 Uhr, gehen zum Sport und treffen sich mit Freunden. Zum Glück haben sie tolle Großeltern, die gerne Zeit mit ihnen verbringen und mit ihnen zusammen lernen. Sie gehen zusammen zur Kinderuni und besuchen z.B. Kinderkonzerte für klassische Musik, d.h. sie haben zusammen Spaß. Diese Panik, das aus den Kindern nichts wird, wenn sie nicht schon mit 5 Jahren lesen und schreiben können. Ich finde es toll, wenn ich sehe wie sich meine beiden Mädchen in den Jahren entwickelt haben und merke es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Sie entwickeln sich beide zu liebevollen, mitfühlenden, wissbegierigen und tollen Kindern. Und ich glaube das können sie, weil sie die Zeit haben in Ruhe zu lernen, weil man ihnen den liebevollen Umgang vorlebt, weil man Zeit mit ihnen verbringt und bastelt, vorliest und kuschelt. Und weil sie Kinder sein dürfen, den die Kindheit kommt doch nie wieder.
    Puh, so viel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben. Aber es ist auch ein *heißes* Thema.

    Liebe Grüße aus dem vernebelten Hamburg
    Christiane

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  6. Es ist so gut, dass Du diesen Post geschrieben hast! Auch ich habe Kinder die sehr, sehr weit auseinander geboren wurden. Du siehst es genau wie ich, nur, dass ich mich überhaupt nicht (mehr) als schlechte Mama fühle. Als ich jünger war hätten mich solche Sachen noch mehr belastet.
    Ja, ich hatte die Tochter auf einem bayer.Gymnasium, weiss was Du meinst. Und ... ich hab nun eine Tochter in der bayer.Mittelschule und kann es Tag für Tag nicht fassen was da ab geht ....
    Meine beiden Grossen Jungs sind 35 und 38 Jahre alt. Doch, damals war es noch anders, und ... trotzdem ist was geworden aus den beiden!
    Astrid, Dein Kommentar ist super!
    herzliche Grüsse
    Elisabeth

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  7. liebe karin,
    du musst dich für diesen post nicht entschuldigen - ganz im gegenteil! es ist so wichtig, dass das gesagt wird. ich bin vollkommen deiner meinung. und finde es schrecklich, wenn ich mich dabei ertappe, dass ich mir ein schlechtes gewissen mache(n) lasse, weil der wirbelwind in der ersten klasse volksschule sonst keine zusätzlichen verpflichtungen wie sport, instrument, fremdsprache....... hat. wir haben uns die volksschule ja ausgesucht, dafür hart gekämpft - eben aus unter anderem von dir genannten gründen - kein pisa-test, keine englisch-, lese-, matheolympiade, für die unter enormem druck zusatzstunden am nachmittag eingeschoben werden, damit die schule im durchschnitt ja weit oben mitschwimmt. das gibt's in wirbelwinds schule nun alles nicht - dafür zusätzliche bewegungsstunden, wenn die buben (und mädchen) zappelig werden und sich nicht mehr konzentrieren können, viel draußen erlebend lernen, ohne dass offensichtlich gelernt wird - ein problem für viele eltern, da die kinder meist auch erzählen: heute haben wir nichts gelernt, sondern waren im wald und haben viiiiel gespielt - dass sie so nebenbei baumarten kennengelernt und verschiedenste nicht nur naturwissenschaftliche erkenntnise errungen haben, die sie bis ins hohe alter nicht vergessen werden, wird meist übersehen, denn spielen ist doch vergnügen und hat doch mit lernen nichts zu tun - so zumindest die meinung vieler (schulverdorbener) eltern. dass ihre kinder (meist) ohne druck spielerisch im ersten lebensjahr soviel gelernt haben wie später nie wieder in ihrem leben und diese dinge (meist) nie wieder verlernen und (fast) im schlaf können (gleichgewicht halten, gehen, körpersprache und mimik erkennen und anwenden, sprache verstehen und sich aneignen, ................) wird dabei ebenso außer acht gelassen wie die tatsache, dass spaß, freude und (konsumunabhängiges) glücklichsein ein unglaublicher motivator sind. wenn die freude am lernen, die an und für sich jedes (gesunde) kind mitbringt, nicht schon am sogenannten beginn der lernlaufbahn, nämlich mit eintritt in die schule, oder sogar schon früher im keim erstickt wird - dann stehen den kindern ihr leben lang alle türen offen. das macht "wettbewerbsfähig", um das furchtbare wort zu strapazieren. ganz ehrlich - ich will kein wettbewerbsfähiges kind, sondern ein glückliches, eins das mit freuden weiter neugierig das leben und die welt erkundet, für sich etwas findet, mit dem es sich intensiver beschäftigen will und dann bei dieser tätigkeit glücklich ist, weil es erfüllend ist - dann wird auch der erfolg nicht ausbleiben. zwei gelungene beispiele dafür liefern wirbelwinds schon erwachsene halbgeschwister.
    ...
    und ein wunschzettel von einem erstklassensachulkinder - der darf strotzen vor fehlern, zeige mir den oder die, der/die in drei monaten fehlerfrei schreiben und lesen gelernt hat (und dabei sinnerfassend versteht, was er liest und schreibt!) ohne dass ein erwachsener vorgeschrieben hat - das halte ich für ein weihnachtsmärchen oder aber eins der eigentlich sehr sehr seltenen und meist äußerst armen wunderkinder. dem christkind - dem ist das wurscht - das spricht nämlich auch die sprache der babies und die der erstklassler und die der hunde und die der....
    liebe grüße und nochmals danke - solange unser "bildungssystem" derart eigene vorstellung von bildung hat (da geht's doch hauptsächlich um die heranbildung von funktionierern und wirtschaftserhaltern, nicht aber um die bildung von menschen), müssen dinge wie diese gesagt werden dürfen und können gar nicht oft genug gesagt werden!
    dania

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  8. Als Mama von zwei Jungs, die kurz vorm Abi stehen, kann ich Dir nur sagen, mach Dich nicht verrückt.
    Sie alle überleben die Schulzeit, ob mit Frühförderung oder ohne. Meine nämllch ohne.
    Beide konnten kein Wort lesen oder schreiben am ersten Schultag, nur ihren Namen, und das noch lustig....
    Beide können heute ganze Aufsätze in Englisch, Deutsch oder Latein schreiben, (Fast fehlerfrei!!!) obwohl, ohje, beide erst ab der 5. Klasse die erste Fremdsprache hatten.
    Aber Prüfungen gibt es an unserer Schule auch mehr als uns allen lieb ist. Ich glaube, da ist Bayern nicht weit von uns entfernt.
    Du siehst, auch ganz normale Kinder werden groß und schaffen die Schule. Auch ohne Englisch im Kindergarten und Chinesisch in der Grundschule.
    Mach Dich nicht verrückt und genieße Deine ganz normalen Kinder,
    liebe Grüße
    Nicole

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  9. meine tochter ist auch ohne jegliche zusatzförderung großgeworden. geholfen hat ihr sicher das viele vorlesen, das immer draußenspielen, das aufbäumeklettern und rummatschen, das selbsttagebuchgestalten in urlauben, das musikhören und selber erfinden und so vieles mehr, was ganz "normal" ist. sie hat studiert, einen prima abschluss gemacht und spricht heute drei sprachen perfekt. was will man da mit so einer langweiligen, stressigen zusätzlichen dauerförderung. lasst die kinder spielen!!
    liebe grüße von mano

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  10. Hallo Karin,
    ich bin keine Mama aber mein Menschenverstand sagt mir, Deine Kinder werden auch ohne
    Frühförderung und anderem Tamtam Ihren Weg gehen zu tollen Persönlichkeiten.
    Und das Christkind bring mit 100%iger Sicherheit den schönsten Schtofthund den es auf Lager hat.
    Liebe Grüße, Kerstin
    Danke für die schönen Bilder!

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  11. Ein toller Post, der mir aus der Seele spricht - auch wenn ich keine Kinder habe.
    Ich beobachte diese Entwicklung auch schon länger und denke mir oft: aus uns ist doch auch etwas geworden - und das ganz ohne diesen ganzen Klimbim.

    Greetings & Love
    Ines

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  12. Du sprichst mir aus der Seele, obwohl ich glücklicherweise kaum von solchen Supermüttern umgeben bin (auch wenn meine Tochter fast die einzige in ihrem Freundeskreis war, die im Kiga keinen Englischkurs besuchte). Die Vorschul-"Arbeit" im Kiga fand ich schon gut, aber das war auch nur einmal wöchentlich. Unsere jetzige Lehrerin (meine Tochter ist in der 2.) ist eher etwas schludrig und unorganisiert, aber die Kinder lieben sie und sie geht unheimlich liebvoll mit ihnen um. Und nach anfänglichem Zaudern ist mir das dann doch die liebere Variante (die Leherin der anderen 2. ist genau das Gegenteil). Heute erst traf ich eine Mutter, die ein bißchen über "unsere" Lehrerin lästertn wollte und meinte sie hätte so Angst, dass sie mit dem Lernstoff nicht durchkommen. Und im zweiten Satz meinte sie: "Und meine Tochter hat auch Angst deswegen". Hä? Eine Zweitklässlerin die Angst hat, den Stoff nicht komplett gelehrt zu bekommen? Na wenn da mal nicht die Mutter spricht... also meine Tochter hat an solche Dinge noch keinen Gedanken verschwendet. Die weiß noch nicht mal was ein Lehrplan ist.
    Tse!
    Ich bin gespannt wie es in der 3. und 4. wird. Da hört man ja Schauergeschichten. Fast so als würde einem der Arm abgehackt, wenn man es nicht aufs Gymnasium schafft.
    Schöne Grüße
    Jutta

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  13. Also, dazu möchte ich auch was schreiben. Meine Kinder sind 1983,1986 und 1989 geboren, zu der Zeit wurde hier bei uns gefördeert und gemacht und getan was das Zeug hielt, schon Im Babyalter ging das los. Wie dein Kind ist mit einem Jahr noch nicht trocken, etc. Es wurde verglichen und und und. Ich war wohl eine faule Mutter, ich hatte keine Lust auf den Chaufeurdienst und all den Heckmeck und meine Kinder auch nicht. Sie haben einen Sportverein besucht, solange sie Lust hatten. Ansonsten habe ich meinen Kindern meine Liebe, meine Aufmerksamtkeit mit auf den Weg gegeben und aus meinen Kindern sind ganz tolle Menschen geworden aus eigenem Antrieb (meine Älteste hat mit 27 Jahren promoviert, mein Mittlerer ist Masch.bau-Ingenieur und meine Jüngste studiert noch), haben einen tollen Charakter sind freundlich und höflich, achten andere Menschen. Ich bin verdammt stolz auf sie auch ohne diesen Firlefanz der frühkindlichen Förderung. Die Kinder sollen "miteinander"spielen und toben und Kind sein dürfen. UND jedes Kind ist anders und einzigartig!
    Liebe Grüße
    Sabine Z:

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  14. Ich kann dir nur recht geben!
    Ich wohne in einem privilegierterem Stadtteil und da wird das Thema auch ganz groß geschrieben!
    Man soll die Kinder doch einfach nur Kinder sein lassen, sie sollen spielen dürfen, in der Natur sein und nicht immer nur machen müssen! Ich habe auch schon öfter im TV Beiträge gesehen, wie Kinder im Vorschulalter schon chinesisch lernen, weil es so im Kommen ist usw. Nur Englisch allein reicht da schon nicht mehr.
    Allerdings: die Lehrerin meiner Tochter bemängelte damals, dass meine Tochter noch nicht schreiben konnte!!!
    Viele Grüße von Ann

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  15. Liebe Karin,
    der Frühlesevorsprung relativiert sich sehr schnell.
    Verlorene Spielzeit nicht.

    ♥ Franka

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  16. Oh ja, Du hast so Recht :-)
    Unsere größte konnte auch nicht vor der Schule lesen. Und das war gut so, weil da anscheinend genau der richtige Zeitpunkt war. In der ersten Klasse ging es dann nämlich plötzlich ziemlich schnell und jetzt ist sie die absolute Leseratte. Weil Vorlesen nämlich viel mehr Lust macht als frühes mühseliges Selberlesen. Und sie besucht jetzt auch, wenn man von Latein mal absieht ;-) recht erfolgreich, ein bayerisches Gymnasium inzwischen in der 8. Klasse... ich weiß also von was Du sprichst. Und sie hat sich für das Sozialprojekt der Schule gemeldet - als Lesapatin für schwächere Kinder in der Grundschule! Unsere Jüngste fängt gerade erst an - und der einzige Plan, der schon mal steht ist irgendwann mal Kinderturnen - das will nämlich unsere Größte unbedingt mit ihr zusammen machen :-) Und mir ist DAS mehr wert als ihre guten Noten!
    Die Kinder mit denen ich arbeite besuchen zum größten Teil Förderschulen und die sind deswegen auch nicht unglücklicher. Das macht das Glück nicht aus.Zum Glück!
    Alles Liebe, Lisa

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  17. Liebe Karin
    Oh, wie schön! Es gibt sie noch, die Mamas, die ihre Kinder Kind sein lassen. Bin vor kurzem Oma geworden und wünsche mir nichts sehnlicher, als dass die Kleine ihr fröhliches Wesen behalten darf.
    Deine Kinder können sich glücklich schätzen.
    Alles Liebe
    Brigitte

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  18. Liebe Karin,
    das ist genau mein Thema in meinem Job und ich kämpfe seit nun 4 Jahren dafür Kinder wieder Kinder sein zu lassen! Leider sind es genau die überforderten Kinder, mit denen ich arbeite. Kinder die von Termin zu Termin geschleppt werden und denen Zeit fürs ungestörte spielen versagt bleibt. Diese Kinder entwickeln keine eigene Kreativität, keine Phantasie und keine Träumereien... Auch ich bemerkte genau diese von dir beschriebene Entwicklung bei meinen eigenen Kindern: während Kind groß (heute 22) noch viele Kinder draußen zum spielen fand, hatte Kind klein (17) damit schon größere Probleme und ich war gezwungen Verabredungen nach dem Terminplan anderer Kinder zu machen... und zu heutiger Zeit verstärkt sich das noch mehr. Ein Praxisbeispiel? Kind, nennen wir es mal Maria geht 6 Stunden in die Schule und wird belernt, danach Mittagessen (ca. 20 Minuten), danach 1 1/2 Std. Förderung (Hausaufgaben sind noch nicht gemacht) ... Mama kommt um das Kind abzuholen und als ich sagte, dass ich die Erweiterung der Förderung von 45 Min. auf 90 Min. nicht für sinnvoll halte bekam ich zu Antwort (es war halb vier!) "na, ich komm auch erst grad von der Arbeit und bin heute morgen mit Maria zur gleichen Zeit angefangen" ... "und WIR haben noch nicht Feierabend, gleich geht es zuhause weiter." Aha, nur ist der Unterschied, dass Maria 8 ist und Mama 35! Ich habe meine Kinder auch gefördert: wir haben zusammen gelesen, gebastelt, Schnecken in ihrer Langsamkeit beobachtet und ich habe mich bewusst gegen das Gymnasium entschieden! Ergebnis? Mein Kind steht vor dem Abitur im zweiten Bildungsgang. Ich muss sagen, dass es damals schon Mut erforderte unser Kind nicht aufs Gymnasium zu schicken und ihr lieber Zeit zum spielen einzuräumen und ja, ich habe auch Hausaufgaben abgebrochen, wenn ich sah, das mein Kind sich nur noch quälte. Ich wünsche den Eltern heute mehr Mut zum "Nein" sagen, Nein zu Fördern und Fordern und mehr Mut zum "Ja" sagen: ja zu freiem Spiel! Ja zu Frei(er)zeit!
    In unserer Einrichtung wird in meiner Gruppe (3.+4. Klasse) nicht mehr bespielt, wir gehen bewusst den Weg der Kreativitätsentwicklung: kaum Spiele mit vorgegeben Spielplänen, Basteleien ohne Vorlagen-sondern nur mit Materialien, ganz nach dem Motte "schau was es werden kann", Lego ohne Bauanleitung, abhängen und Quatsch reden, Phantasiereisen, malen (nicht nach Zahlen) ... eine schwierigere Aufgabe, als wenn wir Programm machen, aber wir bekommen einen sehr wetvollen Lohn dafür... nämlich glückliche Kinderaugen und sehr viel Lachen!
    Du siehst: voll mein Thema ;) und ich könnte dazu noch so viel mehr schreiben, aber selbst das hier sprängt ja schon fast den Rahmen eines Kommentars :)
    Lieben Gruß, Lilli

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  19. Liebe Karin,
    irgendeiner schaut einen doch immer schräg an, oder? Entweder die Mütter, die ihre Kinder jeden Tag zu zwei verschiedenen Terminen scheuchen, weil du hingegen in ihren Augen nichts für die ach so wichtige Frühförderung machst. Und auf der anderen Seite gibt es bestimmt trotzdem noch Mütter, die dich für überengagiert halten, weil du nach der Schule noch mit den Kindern übst oder sie eben doch einen oder zwei Termine pro Woche haben.
    Es gibt in jedem Bereich solche Extreme. Das sehen wir schon bei anderen Baby-Eltern und dem Thema Beikost: die einen geben nach vier Monaten Gläschen, fertig. Da bist du schon exotisch, wenn du selbst kochst. Die anderen stillen natürlich gemäß der WHO-Verordnung sechs Monate voll und bereiten dann nur aus Biozutaten selbst gekochtes mit frisch gepressten Säften und regionalem Öl, etc. - ich möchte weder das eine noch das andere Extrem sein.
    Wenn mein Kind etwas lernen möchte, möchte ich ihm dabei ungerne im Weg stehen. Schlimmer fände ich aber, es zu überfordern.
    Davon ab wurde mir schon bevor ich meine Kleine überhaupt hatte von so vielen Dingen abgeraten, u.a. von PEKiP: alles nur übereifrige Eltern, die ihre Kinder vergleichen wollen. Ich habe trotzdem einen Kurs belegt und nichts von diesen "Horrorerzählungen" wiederentdeckt. Man freut sich miteinander über die Entwicklungen der eigenen und fremden Kinder.

    Ich glaube aber ehrlich gesagt auch nicht, dass Kinder die schon zwei Jahre eher mit dem Englischen, dem Lesen und Rechnen anfangen später irgendeinen Vorteil haben. Vielleicht ganz am Anfang, bei den Grundlagen. Aber das holen ihre Altersgenossen schon früh genug wieder auf. Und was mir von meiner schönen Kindheit in Erinnerung blieb sind definitiv nicht die Stunden, die ich mit Hausaufgaben und Lernen verbrachte, sondern draußen in der Natur und bei Freunden. Ganz ohne Termine.

    Vielen Dank für den tollen Beitrag zu einem so emotionalen Thema.
    Liebe Grüße,
    Franzi

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  20. Liebe Karin,
    ich bin (noch) keine Mutter. Allerdings ist mir allgemein aufgefallen das der Leistungsdruck gestiegen ist und immer mehr von einem erwartet wird. Das geht leider schon bei den Kindern los...
    Liebe Grüße
    Fanny

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  21. Liebe Karin,
    jetzt habe ich doch tatsächlich 10 Minuten lang ein Kommentar verfasst, der sich durch Internet Probleme in Luft aufgelöst hat.
    Schade, aber so What ! Du kennst meine persönliche pädagogische Einstellung. Zumindest etwas....;-))))
    Ich finde, wir sollten alle etwas altmodisch bleiben oder wieder werden, und vom vorbeirauschenden Bildungswettbewerb-Zug abspringen. Das freie Spiel mit all seinen Lerneffekten hochjubeln und das junge Kinder-Leben geniessen!
    Früher war ja auch irgendwie mehr Lametta.......sagte ja schon Loriot !

    Sei lieb gegrüßt, Claudi

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